Damit's im Leben besser geht, greif zu Seneca und Epiktet! - 36. Landeswettbewerb Alte Sprachen
Am Freitag, den 03.02.2023, fanden sich Hannah Dietrich und Pia Meyer, zwei begeisterte Lateinerinnen aus dem diesjährigen Q11-Kurs, zur Teilnahme am bayernweit zur Förderung der humanistischen Bildung durchgeführten Landeswettbewerb Latein ein.
Heute per Privatjet nach Dubai, morgen mit dem Heli in die Schweizer Alpen. Ein ähnliches Jetset-Leben gab es bereits in der Antike, allerdings wesentlich umweltfreundlicher, mit Hilfe reiner Windkraft und echten PS ohne nennenswerten CO2-Fußabdruck.
Problematisch und sogar krankhaft ist das Verhalten solcher Getriebenen nach Meinung des berühmten Politikers und stoischen Philosophen Lucius Annaeus Seneca aber trotzdem. Er nimmt dieses hochaktuelle Thema in einer in diesem Jahr zu übersetzenden Textpassage aus seinem Werk „De tranquillitate animi“ – „Über die Ausgeglichenheit der Seele“ in den Blick. Seneca beschreibt darin den zeitlosen Typus des rastlosen Menschen, der sich bald hierhin, bald dorthin auf Reisen begibt, aber, sobald am Zielort angekommen, schon wieder den Drang verspürt zum nächsten Ziel aufzubrechen, dem er aber ebenso bald wieder überdrüssig wird. „Aliud ex alio iter suscipitur et spectacula spectaculis mutantur.“ – „Eine Reise nach der anderen unternimmt man und ein Schauspiel tauscht man durch das nächste Schauspiel.“
Mit einem knappen Zitat des römischen Dichters Lukrez stellt Seneca – nach Art eines Arztes – die klare Diagnose: „Hoc se quisque modo semper fugit.“ – „So flieht ein jeder immer vor sich selbst.“
Im Anschluss gibt er mit Hilfe der Worte des stoischen Philosophielehrers Athenodoros gleich das passende Rezept für eine bessere Auseinandersetzung mit sich selbst und einer damit verbundenen erfolgreichen Selbstfindung: „Optimum erat rei publicae tractatione et officiis civilibus se detinere.“ – „Das Beste wäre es, sein Leben mit der Verwaltung des Staates und öffentlichen Aufgaben zu verbringen.“
Seneca spricht sich hier also ganz konkret für den Einsatz des Einzelnen zum Wohle des Staats und der Gesellschaft aus, da man mit Hilfe sozialen Engagements einen tieferen Sinn im eigenen Leben erhalten und dadurch zu sich selbst finden kann. Als Konsequenz daraus erübrigt sich somit das ständige Herumreisen auf der Flucht vor sich selbst.
Deshalb kann – nicht nur aus Gründen des derzeitigen akuten Lehrermangels – der Aufruf für alle, die noch auf der Suche nach sich und einer sinnstiftenden Aufgabe sind, nur lauten:
Auf in den Staatsdienst!
Ralf Meßmer