Herausragende Projekte und Angebote zur Berufsorientierung
Hilde erhält Berufswahl-SIEGEL
Praktische Erfahrungen sammeln, Informationen von Profis bekommen, die eigenen Talente kennenlernen – damit junge Menschen eine gute Entscheidung hinsichtlich ihrer Berufswahl treffen, sollten sie eine möglichst vielfältige Unterstützung erhalten. Deshalb engagieren sich zahlreiche Schulen bei der Berufsorientierung ihrer Schülerinnen und Schüler. Das Hildegardis-Gymnasium in Kempten bietet in diesem Bereich unter anderem ein innovatives „Lernbüro“ nach skandinavischem Vorbild und eine Partnerschaft mit der Firma „Liebherr“. Dafür hat sie heute die Auszeichnung mit dem Berufswahl-SIEGEL überreicht bekommen – als eine von 55 Schulen in Bayern in diesem Jahr.
Würdigung und Motivation für engagierte Schulen
„Junge Menschen bei der Wahl ihres Berufs zu unterstützen, ist von entscheidender Bedeutung für deren Zukunft – und auch für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft“, sagte Michael Mötter, stellvertretender Geschäftsführer des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e. V., dem Träger der Initiative in Bayern. „Wir freuen uns sehr, dass so viele Schulleitungen und Lehrkräfte in diesem Bereich engagiert sind und dass wir sie mit dem Berufswahl-SIEGEL auszeichnen dürfen. Wir möchten damit nicht nur die Arbeit würdigen, die bereits geleistet wurde und wird, sondern auch andere Schulen motivieren, ihre Angebote auszubauen.“
Neben Schulen in den Regierungsbezirken Niederbayern, Schwaben und Unterfranken wurden in diesem Jahr erstmals auch Schulen in der Oberpfalz ausgezeichnet. Insgesamt 55 Mal vergab die Jury aus Vertreter*innen von Schulen, Unternehmen und Beratungsorganisationen das Prädikat „besonders wertvoll“ für das Angebot zur Berufsorientierung an den Schulen. Zwei Schulen erhalten das SIEGEL bereits zum vierten Mal, sechs sind zum dritten, 24 zum zweiten und 23 zum ersten Mal im Kreis der Prämierten. Für das Hildegardis-Gymnasium ist es die zweite Auszeichnung mit dem Berufswahl-SIEGEL.
Berufspraxis „hautnah“ erleben – und einen
Lebenslanges, eigenverantwortliches Lernen – diese Aufgabe sieht man in Skandinavien längst als wichtige Voraussetzung innerhalb der Bildungsbiografie an, erklärt Knut Henkelmann, Lehrer am Hildegardis-Gymnasium. Diesem Vorbild folgt man in Kempten mit dem finnischen Modell eines „Lernbüros“ ab der neunten Klasse. Die Fächer Englisch, Deutsch und Mathematik steuern je eine Unterrichtsstunde bei, in der die Schüler:innen materialgestützte Freiarbeit und digital vorbereitete Aufgaben erledigen. Losgelöst vom Klassenverband können die Jugendlichen mit Mitschülerinnen und Mitschülern der Parallelklassen zusammenarbeiten und vom gemeinsamen Lernen profitieren. „Es gehört eine Menge Selbstdisziplin dazu, damit man in der Schule so zielstrebig arbeitet, dass man nicht am Ende vor einem Berg an Hausaufgaben steht“, sagt Neunklässlerin Sarah Wahl.
Die Vermittlung von Kompetenzen wir Selbstdispziplin wird am Hildegardis-Gymnasium ebenso wie Praxisnähe groß geschrieben. Deshalb sind Praktika ein wichtiger Bestandteil der Berufsorientierung. Wirtschaftslehrerin Gabriele Pfefferle erläutert: „Wer sich und seine Interessen im gymnasialen ‚Modul für berufliche Orientierung‘ in der neunten Klasse selbstkritisch hinterfragt, seine Stärken und Vorlieben benennen kann, ist seinem Berufswunsch schon ein gutes Stück nähergekommen“. Für die Oberstufe findet einmal im Jahr ein Berufeforum statt. Dort geben Berufstätige verschiedener Branchen Einblicke in ihre Arbeit. Beim ebenfalls jährlichen Studienforum berichten wiederum Studierende von ihren Erfahrungen. Entscheidend sei erst einmal nicht, ein konkretes Berufsbild vor Augen zu haben, sondern die Richtung, in die es weitergehen soll, zu finden, meint Gabriele Kunz von der Bundesagentur für Arbeit in Kempten, die den Jugendlichen regelmäßig beratend zur Seite steht.
Die SIEGEL-Auszeichnung findet in diesem Jahr auf ganz besondere Art und Weise statt. Nachdem es 2022 aufgrund der Corona-Lage nur eine digitale Veranstaltung hatte geben können, entschied sich das Berufswahl-SIEGEL-Team nun für eine „Road-Tour“ durch Bayern: Jede Schule bekommt ihr SIEGEL persönlich vor Ort überreicht. Vera Beitner und Verena Zelger vom bbw waren in Kempten, um die Plakette zu übergeben. „Das ist für uns eine tolle Gelegenheit für einen persönlichen Kontakt mit den Schulen“, so Vera Beitner.
„Wir sind begeistert von der Vielfalt der Angebote“
„Für uns ist wichtig, dass die ausgezeichneten Schulen nicht nur eine Anerkennung für ihr Engagement erhalten, sondern auch eine detaillierte Rückmeldung“, sagt Oliver Grgevcic, Leiter Personalbetreuung und stellvertretender Personalleiter der Wilhelm Geiger GmbH & Co. KG. Er ist einer von über 200 Juror:innen, die über die Vergabe des Berufswahl-SIEGELs entscheiden. Dazu gehören Vertreter:innen aus Schule und Wirtschaft, aus der Elternschaft, der Agentur für Arbeit, den Kammern und Universitäten. „Wir sind begeistert von der Vielfalt der Angebote, die die Schulen auf die Beine stellen, um ihre Schüler:innen bei der Berufswahl zu unterstützen“, lobt Grgevcic. Dabei sei es wichtig, die individuellen Bedürfnisse der Schulgemeinde und des Umfeldes zu berücksichtigen und ein eigenes Konzept zu entwickeln.
„Die Berufs- bzw. Studienwahl ist eine der wichtigsten Weichenstellungen im Leben“, betont der bayerische Kultusminister Michael Piazolo. „Die richtige Wahl zu treffen ist gar nicht so leicht. Die ausgezeichneten Schulen unterstützen unsere Schülerinnen und Schüler in besonders beindruckender Art und Weise bei der Suche nach einer erfüllenden beruflichen Tätigkeit. Das Berufswahl-SIEGEL steht symbolisch für herausragende Leistungen in der Beruflichen Orientierung und für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft. Ich gratuliere ganz herzlich zur Aufnahme in dieses starke Netzwerk. “
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., die das Berufswahl-SIEGEL in Bayern fördert, erklärt: „Für uns als bayerische Wirtschaft ist es wichtig, dass Jugendliche früh ihre beruflichen Chancen erkennen und gleichzeitig wissen, wo sie auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden. Erfolgreiche Berufs- und Studienorientierung braucht Praxisnähe. Genau hier setzen die Berufswahl-SIEGEL-Schulen mit ihren ganzheitlichen Angeboten an. Darum fördern wir das Berufswahl-SIEGEL aus voller Überzeugung.“
Langfristig für Schulen in allen Regierungsbezirken
Das Berufswahl-SIEGEL in Bayern ist ein Projekt von SCHULEWIRTSCHAFT Bayern im Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e.V. Es ist 2016/17 in Niederbayern gestartet, 2017/18 folgte Schwaben, 2020/21 Unterfranken und 2021/22 die Oberpfalz. Langfristig will die Initiative Schulen in allen bayerischen Regierungsbezirken dabei unterstützen, ihren Schüler:innen eine ausgezeichnete Berufsorientierung zu bieten. So soll die Qualität der Berufsorientierung an den Schulen dauerhaft gesichert werden und immer weiter steigen.
Zu den Förderern des Projektes zählen neben dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., die Interessengemeinschaft Selbständiger, Unternehmer und freiberuflich Tätiger e.V. sowie das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e.V.
Über das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e.V.
Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e.V. wurde 1969 von den Bayerischen Arbeitgeberverbänden gegründet und ist gemäß seiner Satzung im gesellschaftspolitischen Auftrag tätig. Die gemeinnützige Organisation ist heute eines der größten Bildungsunternehmen in Deutschland. Unter dem Dach des bbw e.V. sind 17 Bildungs-, Betreuungs-, Beratungs- und Personaldienstleistungsorganisationen mit knapp 10.000 Mitarbeiter*innen tätig – vor allem in Bayern, aber auch bundesweit sowie international in 25 Ländern auf vier Kontinenten. Das bbw bietet sowohl frühkindliche Betreuung, Aus- und Weiterbildung für öffentliche Auftraggeber und Unternehmen als auch ein Studium an der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft. Zum Portfolio gehören zudem Dienstleistungen wie Zeitarbeit und eine Transfergesellschaft.