(K)eine reine Wahrheit

Erfahrungsbericht über die DSA 2022 von Jessica Kiehstaller (Q12)

Die Deutsche Schülerakademie ist ein Programm, das von Bildung und Begabung angeboten wird. Nachdem ich bereits 2021 von der Begabtenförderung des Hilde für einen Platz in der Sommerakademie vorgeschlagen wurde, durfte ich endlich im August 2022 für 16 Tage an der Akademie Grovesmühle in Veckenstedt im Nordharz teilnehmen.

Mein Vorhaben, einen großen Teil der in der Oberstufe sehr begrenzten Erholungszeit der Sommerferien in einer Schülerakademie zu verbringen, welche ganz zu Unrecht häufig als „Elite-Streber-Camp“ angesehen wird, traf bei vielen auf Unverständnis. Meine Entscheidung habe ich jedoch nicht bereut. Anstatt „Lernen wie in der Schule“ zu betreiben, ging es vielmehr um Vertiefung in vielfältige Themen.

Das Kernstück des Akademiealltags war die Arbeit in den Kursen, welche im Vorfeld gewählt worden waren. Der Titel meines Kurses lautete: „(K)eine reine Wahrheit? – Feministische Perspektive auf Wissenschaft und Forschung“.

Das Interessante an diesem Kurs war meiner Meinung nach die breite Ausrichtung. Alle Teilnehmenden hielten zu Beginn der Akademie ein Referat über eine komplexe wissenschaftliche Theorie, über die im Anschluss in mehreren Diskussionsrunden gesprochen wurde, wobei noch weitere feministische Texte eingeflochten und Querverbindungen zwischen den verschiedenen Theorien hergestellt wurden.

Es fanden aber auch Kooperationen mit anderen Kursen in der Grovesmühle statt, wobei ich zusätzlich Einblicke in deren faszinierende Themengebiete bekam.

Im Verlauf aller Kurse ging es außerdem um das wissenschaftliche Arbeiten, da jede/r über sein/ihr Referat und die anschließende Diskussion einen wissenschaftlichen Bericht verfassen musste, der wiederum einigen Korrektur-Runden durch die Kurs-Leiterinnen und -Leiter sowie die anderen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer unterworfen war. Feedback und konstruktive Kritik waren unabdingbare Bausteine des Programms und haben mich bereichert wie nie zuvor. Unweigerlich wurde man nicht nur inhaltlich von den Präsentationen der anderen Kurs-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer inspiriert, sondern auch hinsichtlich der Methodik. Workshops zu halten und Diskussionen zu führen will ebenso gelernt sein. Auch auf diesen Gebieten durften wir dazulernen.

Einige Veranstaltungen fanden mit allen Teilnehmenden der Akademie Grovesmühle statt, wie z. B. ein Sport-Turnier, ein bunter Abend, ein Konzert oder eine Exkursion.

Während der übrigen freien Zeiten konnten rund um die Uhr kursübergreifende Angebote (KüAs) genutzt werden, welche sowohl von Kurs- bzw. Akademie-Leiterinnen und -Leitern, als auch Kurs-Teilnehmerinnen und -teilnehmern gestaltet wurden. So habe ich u. a. Schnupperkurse in Finnisch, in Koreanisch und in Chinesisch machen und an einem ebenfalls interessanten „Nägel-Lackier-KüA“ teilnehmen können. Einen English-Book-Club habe ich selbst angeboten, der über die gesamte Akademiezeit verteilt stattfand.

Die Erfahrungen, die in der Schülerakademie gemacht werden, sind natürlich sehr individuell. Ich persönlich habe sehr von den Meinungen und Inspirationen so vieler interessanter und talentierter Persönlichkeiten profitiert. An die 100 neue Menschen habe ich dort kennenlernen dürfen. Die Schülerakademie ist in jeder Hinsicht ein sehr geeigneter Ort, um Erkenntnisse über andere Menschen, über wissenschaftliche Themen und über sich selbst zu sammeln, ein Ort, der auch Ansporn sein kann über sich selbst hinauszuwachsen.

Aus der Akademie nehme ich definitiv mit, meine „Nische“ gefunden zu haben. Auch aus diesem Grund bereue ich es nicht, mich für einen philosophischen Kurs entschieden zu haben. Dies liegt insbesondere daran, dass ich nicht nur Input im Sinne von Faktenwissen erhalten habe, sondern eine veränderte Perspektive entwickeln konnte, die universell anwendbar ist und mich nun auch in meinem Alltag begleitet. Diese neue Perspektive und die Erkenntnis, dass ich meine Sicht auf die Welt weiter schärfen möchte, erweisen sich als wegweisend für meine Zukunftspläne. Meine Kurs- bzw. Akademie-Leiterinnen und -Leiter, die teilweise sehr interessante berufliche Wege gegangen waren, konnten mich diesbezüglich auch individuell beraten. Abschließend bleibt mir nur übrig zu sagen, dass ich jederzeit wieder teilnehmen würde, wenn ich mich dazu entscheiden könnte. Um die prägenden Momente und das Akademie-Gefühl nachempfinden zu können, muss man wohl selbst Teil einer Akademie gewesen sein. Meine Erlebnisse waren keinesfalls nur positiv oder einfach, doch Erfahrungen müssen nicht perfekt sein, um wertvoll zu sein.

Jessica Kiehstaller (Q12)

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