Klimaneutral – Hand drauf!


Am 21.7.2022 war es soweit: das Hildegardis-Gymnasium Kempten feierte das vorzeitige Erreichen der Klimaneutralität mit einem schwungvollen Sommerfest bei angenehmen Außentemperaturen und mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Auf einer großen Bühne auf dem gesperrten Schulparkplatz gratulierte Oberbürgermeister Thomas Kiechle den Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräften: „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass das Hilde die Klimaneutralität so schnell erreicht. Respekt!“

Ein Rückblick
Im Frühjahr 2016 machte sich das Hildegardis-Gymnasium auf den Weg zur Klimaschule und setzte sich das Ziel, bis 2026 klimaneutral zu werden. Anschließend wurde ein Projektteam aus Lehrkräften gegründet, ein erster umfassender CO2-Faußabdruck der Schule erstellt (390 t CO2), eine Auftaktveranstaltung durchgeführt, erste Klimaschutzmaßnahmen durchgeführt und in einem Klimaschutzplan festgehalten, der von der Lehrerkonferenz einstimmig beschlossen wurde.
Im November 2017 wurde das Hildegardis-Gymnasium erstmals durch das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung in Hamburg als erste Klimaschule in Süddeutschland ausgezeichnet.
Seitdem wurde der Klimaschutzplan sukzessive weiterentwickelt und die CO2-Bilanz der Schule erneuert. Im Schuljahr 2020/21 betrug der CO2-Fußabdruck der Schule dann nur noch 189 t CO2. Dies war einerseits der Coronapandemie geschuldet, aber nicht nur: beim Schulweg der Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte zeigte eine Coronabereinigung der Daten, dass der Schulweg der Schulgemeinschaft signifikant klimafreundlicher geworden ist (wir berichteten, siehe …).
Für das Kalenderjahr 2021 wurde die Bilanz nochmals erneuert und sogar die Herstellungsemissionen aller digitalen Endgeräte, die im Schulbetrieb eingesetzt werden, im CO2-Fußabdruck berücksichtigt. Der CO2-Fußabdruck erhöhte sich dadurch auf 293 t CO2, wovon allein rund 84 t CO2 auf die Herstellungsemissionen der digitalen Endgeräte (Laptops, Tablets, Desktops-PCs inkl. Bildschirm) fallen.
Dieser hohe CO2-Ausstoß der digitalen Endgeräte macht deutlich, dass die Digitalisierung auch Schattenseiten hat. Die Einführung von Tablet-Klassen, wie dies an manchen Schulen praktiziert wird, kann deshalb unmöglich als Klimaschutzmaßnahme angesehen werden. Im Gegenteil: Tablet-Klassen sind eine Umweltbelastung und erhöhen den Energie- und Ressourcenverbrauch. Der Einkauf von digitalen Geräten sollte daher stets mit Maß- und Mitte erfolgen.

Verantwortung übernehmen – unvermeidbare Treibhausgase kompensieren
Es war jedoch von Beginn an klar, dass die CO2-Emissionen der Schule unmöglich aus eigener Kraft auf null gesenkt werden können, denn solange fossile Brennstoffe in unserer Gesellschaft eingesetzt werden, wie z. B. im Verkehrssektor, werden unweigerlich große Treibhausgasmengen freigesetzt, die sich auch in der CO2  -Bilanz einer Schule widerspiegeln. Was also tun?

Kompensation fördert regionale Klimaschutzprojekte
Durch die finanzielle Unterstützung von zertifizierten Kompensationsprojekten können die verbleibenden Restemissionen über das Bündnis „Klimaneutrales Allgäu 2030“ des Energie- und Umweltzentrums Allgäu ausgeglichen werden. Ein Teil der Kompensationszahlungen fließen in den Klimafonds Allgäu, der regionale Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsprojekte unterstützt.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass durch die Kompensation die Klimakrise gelöst sei. Vielmehr müssen klimaneutrale Unternehmen und Institutionen weiterhin alles dafür tun, den eigenen Treibhausgasausstoß weiter zu senken. Dies erfordert die Umsetzung von Bildungsprojekten, aber auch von kostenintensiven Maßnahmen vor Ort, wie der maximale Ausbau der erneuerbaren Energien auf verfügbaren Gebäudeflächen, die Errichtung von E-Ladestationen oder die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden.

Wahl der Kompensationsprojekte: Sauberes Wasser und effiziente Kochöfen
Um die Schülerinnen und Schüler in den Prozess zur Klimaneutralität bestmöglich einzubinden und das notwendige Hintergrundwissen zu vermitteln, wurde von der Fachschaft Sport unter der Leitung von Frau Orth eine Unterrichtssequenz zur Klimaneutralität in allen Klassen durchgeführt ab.
Am Ende der Sequenz stimmten die Schülerinnen und Schüler darüber ab, welche Kompensationsprojekte das Hildegardis-Gymnasium zukünftig finanziell unterstützen soll. Die Wahl fiel auf die mit dem Goldstandard zertifizierten Projekte Sauberes Wasser in Simbabwe und Effiziente Kochöfen in Tansania.
Weiter wurde eigens ein effizienter Kochofen als Demonstrationsprojekt angeschafft und den Schülerinnen und Schülern im Klassenzimmer vorgesellt. Dieser benötigt rund 80 % weniger Feuerholz als die traditionelle Zubereitung über dem offenen Feuer.

Spendenlauf zur Klimaneutralität: über 20 000 € erlaufen
Da Schulen im Gegensatz zu Unternehmen über keine eigenen Finanzmittel verfügen, ist die Kompensation von verbleibenden Treibhausgasen für Schulen eine besonders große Herausforderung. Um die Mittel trotzdem generieren zu können, wurde ein Spendenlauf zur Klimaneutralität, erneut von der Fachschaft Sport, unter der Leitung von Frau Susanne Hartmann im Schuljahr 2021/22 durchgeführt.
Die daran anschließende Durchführung des Spendenlaufs war ein überwältigender Erfolg. Über 20000 € spendeten die Schülerinnen und Schüler, um damit die Klimaneutralität des Hildegardis-Gymnasiums langfristig ermöglichen zu können.

Zurück in die Gegenwart
Das Fest zur Klimaneutralität am 21.7.2022 war deshalb ein großer Grund zur Freude, das gefeiert werden musste. Tanz, Akrobatik, Gesang, und Percussion durch Schülerinnen und Schüler sorgten für eine feierliche Stimmung.
Als DJ sorgte Sergen Berkyürek für gute Stimmung, genauso wie die Schüler- und Lehrerrockband, die dem Hilde ordentlich einheizte.
Auf dem Markplatz der Möglichkeiten, der von allen Klassen vorbereitet wurden, könnten die Schülerinnen und Schüler die Stationen Ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler besuchen: Klimaquiz, Eisverkauf, Sackhüpfen, Slackline, Waffeln, Bowle, Bobbycar-Rennen, Filmstationen, uvm. waren Teil des vielfältigen Angebots.
Eine Podiumsdiskussion für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe zum Thema „Das Hilde geht voran – wo steht Kempten?“ gab wertvolle Denkanstoße für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit von der Partie waren Anna Haggenmüller (Projetteam Klimaschule), Dr. Martin Mühlegger (Kempten muss handeln), Stadtrat Ulrich Kremser (FDP), Stefan Sommerfeld (Mobilitätsmanager der Stadt Kempten), Mara Niedermeier (ehemalige Schülerin, Studentin Stadtplanung) sowie als Moderator Abiturient Moritz Keck, der die Diskussion souverän leitete.

Ein großer Dank richtet sich an dieser Stelle an alle Menschen, die den langwierigen Prozess zur Klimaneutralität begleitet haben und viel (freie) Zeit in die Klimaschule investiert haben: an alle Lehrkräfte, alle Schülerinnen und Schüler, insbesondere an alle Klimaschbotschafterinnen und Klimabotschafter, an die Schulleitung, an alle Eltern, an das Sekretariat, an das Hausmeisterteam, an die Kocheltern unter der Leitung von Fr. Schöner und an alle externen Partner, die den Prozess in den letzten Jahren tatkräftig unterstützt haben.

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