Chefetage beschließt – Pinakothek und Glyptothek

Zeus beschließt den Goldregen für Danae und Ludwig I. den Bau der Glyptothek für München

 

In der Hoffnung, dass alles Gute von oben kommt, machte sich auch die erste Gruppe der Latein-Schülerinnen und -Schüler der 9. Klassen, gleich nachdem sie die Glyptothek am 25.04.2023 betreten hatten, daran, mit Hilfe der in 14 Metern Höhe befindlichen Bauinschriften Informationen über Baubeginn, Bauherr, Architekt und Ursprung der Skulpturensammlung herauszufinden.

BAU-INSCHRIFT DER GLYPTOTHEK

Leo von Klenze war also der vom bayerischen König Auserwählte, der seiner privaten Leidenschaft für griechische Kunstwerke einen würdigen Ort verleihen sollte, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So hat er MDCCCXVI (1816) den Bau in Auftrag gegeben und hiermit „dieses Museum für die Monumente der Bildhauerkunst der Alten, welche er von überall her zusammengetragen hatte, zur dekorativen Aufstellung gegründet und ihnen gewidmet“: Ludovicus Bavariae rex veterum sculpturae monumentis, quae undique congesserat, decore collocandis hoc museum condidit et dicavit. Die Glyptothek wurde nach ganzen 14 Jahren Bauzeit vollendet. Die Säulenvorhalle ist imposante 17 Meter hoch geworden und beeindruckt immer wieder aufs Neue.

IN DER GLYPTOTHEK

In der Sammlung selbst ging es um weitere Staatschefs, die wir sehr detailliert studierten, angefangen mit dem idealisierten Porträt von Alexander dem Großen, der mit hoher Stirn und jugendlichem Ebenmaß Entschlossenheit und Perfektion ausstrahlend seine Akzeptanz im ganzen Reich befördern wollte, über die realistischen Porträts von Politikern der römischen Republik, bei denen Falten, Bart und Unebenheiten gerade durch den Realismus für Vertrauen in die Lebenserfahrung des sich voll und ganz für den Staat einsetzenden Politikers sorgen sollten, bis hin zu Oktavian mit dem Eichenkranz der Corona Civica, die ihm 27 v. Chr. nach Beendigung der Bürgerkriege verliehen wurde. Er bekam sie bzw. ließ sie sich verleihen, da er quasi allen römischen Bürgern das Leben gerettet hatte. Bis dahin war deren Tragen an die konkrete Lebensrettung einzelner gebunden, wenn einem Mitbürger in der Schlacht das Leben gerettet, dessen Angreifer getötet und dessen Rüstung genommen worden war, so dass der Platz des Geretteten gehalten werden konnte. Die Corona Civica wurde von dem Geretteten selbst übergeben.  

IDEALISIERTES PORTRÄT DES OCTAVIAN

REALISTISCHES PORTRÄT EINES RÖMISCHEN POLITIKERS AUS DER ZEIT DER REPUBLIK

Somit drückt auch das Porträt des Octavian, dem im selben Zug der Ehrentitel Augustus übertragen worden ist, eindeutig politisches Programm der Selbstdarstellung aus!  

IN DER ALTEN PINAKOTHEK

Zweiter Programmpunkt war die weniger als 10 Gehminuten entfernte Alte Pinakothek, in der wir vor allem Umsetzungen uns aus dem Latein-Unterricht wohl bekannter mythologischer Themen in den Blick nahmen. Dass bei einer Annäherung an die Bilder in einem Abstand von unter 2 Meter gleich die Alarmanlage losging, hat nicht nur den Wert der Bilder unüberhörbar deutlich gemacht, sondern uns Betrachter auch in die Überzeugung hineingenommen tatsächlich etwas Besonderes anzuschauen, was manch einer und einem beim ersten Betreten der Gemäldesammlung sicher nicht ganz klar war.

„DANAE“ VON JAN GOSSAERT

Auf den zu unserem Thema passenden Bildern war ausnahmslos Zeus der Chef – entweder als Auftraggeber oder als Täter! So beeindruckte viele besonders das geheimnisvolle Bild der hübschen „Danae“ (1527) von Jan Gossaert. Dem König von Argos hatte das Orakel von Delphi prophezeit, er werde durch die Hand des Sohnes seiner Tochter sterben. Um dies zu verhindern, sperrte er Danae in ein unzugängliches Zimmer ein. Doch Zeus näherte sich ihr als Goldregen und zeugte Perseus, der später tatsächlich – unbeabsichtigt – seinen Großvater töten sollte.

Andere fanden z. B. das Bild mit dem Titel „Der trunkene Silen“ (um 1618) im Rubens-Saal auf Grund seiner Derbheit sehr witzig.

Sich auf Bilder einzulassen ist eine sehr schöne Erfahrung, da sowohl die dargestellte Geschichte bzw. darin versteckte reale Bezüge als auch die Art und Weise der Darstellung in irgendeiner Weise impulsgebend nachwirken.  

Auch das Gebäude der Alten Pinakothek, das noch größere Ausmaße hat als die Glyptothek ist ein echtes Großstadtmuseum in historischem Gewand.

Eines war allerdings nicht so gut, was von oben kam: Zeus hätte mehr Sonnenschein in Auftrag geben können! Aber wir waren zufrieden, da es vormittags gar nicht und nachmittags auch nur ein bisschen geregnet hat.

Wir, die begleitenden Lehrkräfte, Frau Stoll, Frau Brack und Frau Haas, hoffen sehr, dass unsere Schülerinnen und Schüler aus den lateinischen, mythologischen, historischen und künstlerischen Inhalten etwas für sich mitnehmen konnten und sich die Fahrt mit anschließender individueller Freizeitgestaltung in der Fußgängerzone Münchens für alle gelohnt hat.

Christiane Haas

 

 

Vorangegangene Nachrichten

Von Allianz Arena bis Zivilprozess

Von Allianz Arena bis Zivilprozess

Das Antike Erbe in unserer Zeit In Vergils weltberühmter Aeneis prophezeit Göttervater Jupiter den Nachkommen des Aeneas ein „imperium sine fine“, eine Herrschaft ohne Grenzen. Bekanntlich mündete diese scheinbare Grenzenlosigkeit im Verlauf der Jahrhunderte im...

Ars antiqua et moderna

Ars antiqua et moderna

Von der Lateinexkursion im Dezember zum kreativen Projekt im Januar Um es mit Albert Einsteins Worten zu sagen: „Kreativität ist Intelligenz, die Spaß macht“. Aus diesem Grund besuchten die Lateinklassen der 9. Jahrgangsstufe am 21.12.2023 mit Frau Stoll, Frau Haas...

Mogetissa – römischer Tanz oder römischer Bürger?

Mogetissa – römischer Tanz oder römischer Bürger?

Wer weiß denn sowas! – Exkursion der Lateinschülerinnen und -schüler der 6. Klassen an die rätische Grenze nach Biriciana (Weißenburg) Jeder, der das Militärdiplom von Mogetissa studiert! Dennoch ist auf obigem Titelbild ein Tanz zu sehen, der Hypokausten-Tanz, frei...

LATIN.LOVER Björn Puscha am Hilde

LATIN.LOVER Björn Puscha am Hilde

                                                               „Als Latein begann mir Spaß zu machen!“ Mit einer Mischung aus seinen bewährten Programmen Rom.antik und LATIN.LOVER zeigte der bekannte, in München wohnhafte, bayerische Kabarettist Björn Puscha am...

Juli MMXXIII – Römischer Tag

Juli MMXXIII – Römischer Tag

Römischer Tag 2023 – Bunt in vielerlei Hinsicht! Am 14. Juli 2023 trafen sich wie jeden Sommer alle Lateinschülerinnen und Lateinschüler, um sich einen ganzen Vormittag besonders schönen Kulturgütern der griechisch-römischen Antike zu widmen: Mosaike, Sport,...